Skip to content

Auf ins ferne Mandelbachtal...

Im Breisgau waren wir schon, im Kraichgau auch mehrfach, im Chiemgau sind wir quasi fast jedes Wochenende unterwegs. Nun also der Bliesgau. Der Simca-Club beging sein Jahresabschluss-Treffen 2018 im Saarland, genauer im Mandelbachtal. Und da ich Jürgen & Carola, meinen guten Geistern sowohl bei der Zulassung von LaVerdette als auch später mit zwei Kopfdichtungen schon länger versprochen hatte, ihren schwarz-gelben Chambord mal mit meinem persönlich zusammenzubringen, das Wetter an diesem Oktoberwochenende sensationell gut werden würde und ich zudem Spaß und Arbeit ideal verbinden konnte, stand der Entschluss fest, aufzubrechen und in der einstigen bayerischen Provinz (1816-1837) mal nach dem Rechten zu sehen ;-) . Ja, und obwohl ich nicht zum Club gehöre, war die Aufforderung klar und deutlich: „Kommen, einfach kommen!“
Die Anreise musste natürlich über Frankreich gehen, wollte LaVerdette doch mal wieder ihre Heimat zeigen. Mein "Stützpunkt" war ein kleines Landhotel mit südländischem Flair, passend zu den immer noch sehr lauen Abenden im Oktober.
img_3744_600
Bereits am Freitagabend war die Hütte voll, reichlich Kennzeichen von nah und fern, auch ein Nachbar aus Luxemburg fand sich ein, bei Pizza & Pasta war zunächst mal das übliche Hallo angesagt. Samstag in der Früh füllte sich der Parkplatz in Gräfinthal rasch, es kamen Simca wohl aller Modellreihen, ich habe 18 Autos gezählt und knapp 40 Leute. Ich gebe zu, über die Vielfalt der Marke Simca hatte ich mir nie viele Gedanken gemacht, war und bin immer nur amüsiert, dass wenn mich die Leute fragen, was LaVerdette denn eigentlich sei, viele mit dem Wort SIMCA gar nix anfangen können. Und wenn, dann kommt immer das „eckige-Kisten“-Klischee der heckgetriebenen 1000er-Reihe. Selbst eingefleischte Franzosen-Kenner, ja sogar –Fahrer zucken oft mit den Achseln, wenn sie hören, es sei ein Simca. So erfahren zuletzt im August beim Oldtimertag in Donauwörth, wo sich auf der Franzosenwiese ein leichter Protest hören ließ, was denn „der Ami" hier zu suchen hätte…
Das Simca-Club-Treffen: Dass die Fahrt im Konvoi dann trotz normalem Samstags-Einkaufsverkehr quasi ohne größere Lücken oder gar Verluste verlief, machte die Sache perfekt. Alle kamen immer zeitgleich an den Zwischenstopps an.
img_3774_600
Mein Lieblings-Simca -neben LaVerdette natürlich- war übrigens ein grün-gelber City-Laster als WoMo eingerichtet mit dem seine Besitzer seit vielen Jahren kreuz und quer durch Europa reisen.
img_3755_600
Und beim Kennzeichen des blauen Simca-Kombis kam mir unser 505 Turbo-Fehlkauf aus Pleystein in der Oberpfalz wieder in den Sinn...
img_3748_600_01

img_3761_600

img_3756_600
Den "Stalker" kannte ich noch aus Donauwörth, die beiden sind echt nett.
img_3759_600

img_3760_600
4 Zylinder, 4 Köpfe, 4 Meinungen...
img_3758_600

img_3749_600_01
Der Samstag mit kurzweiligen Stopps an historischen Stätten und dem Neukahlenberger Hof, einem Anthroposophie-Bio-Hof mit eigener Käserei, endete im Mühlencafé am morgendlichen Ausgangspunkt in Gräfinthal für einen langen Abend mit vielen interessanten Gesprächen.
img_3783_600

img_3780_600
Sonntag früh gings nochmal vereint durch den schönen Bliesgau zum Fotostopp am Gollenstein und dem abschließenden Mittag im Kloster Blieskastel, einem Zwischenstopp auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela.
img_3864_600

img_3795_600
Habe mich unter den vielen neuen Gesichtern sehr wohl gefühlt und freue mich darauf, den einen oder anderen bei Gelegenheit mal wiederzutreffen. Danke an den Simca Club für die Einladung.

LaVerdette`s Startversuche klappten seit Sonntag morgen mittlerweile nur noch mit Peter´s power unit. Wahrlich keine guten Bedingungen für meine Weiterfahrt in die Westeifel, wo ich Montag noch 3 Termine wahrnehmen wollte. Selbst der Beistand einer DS und eines MG half da nicht wirklich…
img_3827_600
Meinen Frust vertrieb mir das Wetter, Wein und ein unbeschreiblich guter Tafelspitz :-) .
Am Morgen gabs also in Gerolstein erst mal eine neue Batterie vom freundlichen Bosch-Dienst Ludowicy, danach liefs wieder rund.
img_3831_600
"Kfz-Meisterservice für (fast) alle Marken"
img_3832_600
Alle Termine störungsfrei absolviert, den letzten davon noch am Abend in Mainz und danach gings auf direktem Weg gen Heimat, LaVerdette bollerte wie am Schnürchen durch die Nacht. Ankunft 01:30 Uhr, eine rundum gelungene Tour. Ach ja, unseren blinden Passagier von der Antennenspitze haben wir irgendwo auf der Strecke verloren, vermutlich wars ihr zu windig?

blinder_passagier_600

Gestatten, Willi!

Getreu unserer Gewohnheit, die Tagora nach ihrem Vorbesitzer (in diesem Falle Wilhelm) zu benennen, haben wir also jetzt einen Willi in der Garage :-).
Eine erste Inspektion per Fotos:
20180906_114131_600_01
20180906_150242_60020180906_145636_60020180906_145822_60020180906_145847_600_0220180906_145935_60020180906_150100_60020180906_150015_600

20180906_145734_600

20180906_145145_60020180906_145258_600

20180906_150542_600

Natürlich gibt es auch ein paar unschöne Dinge wie ein kleiner, schlecht reparierter Streif-Schaden hinten rechts,

20180906_145625_600

etwas Oberflächenrost vorne rechts, eine allbekannte Stelle beim Tagora

20180906_145703_600_02

und wie uns schon vor der Besichtigung angekündigt: beide Federbeine vorn sind Schrott.

20180906_122759_60020180906_122818_600

Ironie des Schicksals: wir haben gerade ZWEI Federbeine nach Lillehammer geliefert...
Aber halb so schlimm: Noch am Freitag haben wir adäquaten Ersatz gefunden.
Alles in allem ein überschaubarer Aufwand.

7 Wochen ohne...

„7 Wochen ohne“ steht bekanntlich für die Fastenzeit, die Abstinenz, die Enthaltsamkeit. Wir haben es versucht, ehrlich! Sogar ein wenig mehr als 7 Wochen haben wir jeder Verlockung widerstanden, haben alles ignoriert, was nur im Entferntesten mit Tagora zu tun hatte... Und dann das! Eine Vorstellung im Forum von Alex aus Niederbayern, also gleich ums Eck: 82er GLS, Automatik, 107tkm, seit ‚83 in einer Hand, dazu zwei Fotos und die freundliche Aufforderung „einfach kommen und abholen“. Haben wir gemacht...
img_3236.pdf_600

Fin de l´episode Tagora...Kehraus

4.381 Kilometer für ein paar alte Blechteile! Wer macht denn sowas? Zum Verkauf der zwei SX an Hans Otto gehörte die Vereinbarung, alle unsere restlichen Tagora-Teile, die wir Pfingsten nicht in den Autos mitnehmen konnten, ohne dass Peter´s Frau und meine Tochter aus Platzmangel gemeutert hätten, noch im hohen Norden abzuliefern. Ich hatte eh das Bedürfnis, im August eine kleine Freundes- und Verwandten-Runde zwischen Nord- und Ostsee zu drehen; was also lag näher, als das mit der Tagora-Teile-Tour nach Lillehammer zu verbinden. Menge, Größe und Gewicht der Teile allerdings verlangten nach einem Anhänger. Dabei ergaben sich zwei Optionen: Leihen oder kaufen. Leihen hieße, in jedem Fall das Ding wieder mit zurückzubringen…leer, durch halb Europa im Schneckentempo :-(. Kaufen hieße, den Hänger dann oben in Norwegen über Hans Otto zum Verkauf anbieten. Als sich die Gelegenheit zum Kauf eines sehr guten gebrauchten bot, haben wir gleich zugeschlagen.
hngerzug_600
TÜV und zur Sicherheit 2 neue Reifen dazu, die Kiste vollgeladen, Garage und Halle besenrein zurückgelassen und ab gings Richtung Hirtshals an die Nordspitze Dänemarks.
img_2519_600
Die Fähre nach Larvik braucht 3,5 Stunden und schon steht man im Land der Elche & Blockhäuser, oder wie böse Zungen lästern: Land der Schlöffel-Jacken & Wohnmobile…
img_2526_600

img_2585_600
Kaum ein paar Stunden später begrüße ich 1850 km von daheim entfernt oberhalb Lillehammer in den Bergen Paul und den silbernen SX, in Gesellschaft von einem zugelassenen TD.
img_2581_600
Und es wird noch besser: Auf seinen Firmengelände hat Hans Otto reichlich Platz; und hier hat er auch sein Herz für den Tagora nach Jahren der Abstinenz wiederentdeckt.
img_2575
Die schwarze SX-Leiche hatte er vor vielen Jahren in Bestzustand an einen Sammler gegeben, allerdings landete der SX später dann beim Eis-Cross-Rennen, wurde dort abgespeckt bis zum geht nicht mehr, selbst die Türen wurden ausgeräumt und die Scheiben ersetzt durch angespaxte Plexi-Platten L. Also hat er ihn zurückgekauft, um ihn wieder aufzubauen, ebenso wie die beiden anderen GLS, die ihm auch noch ein gutes Stück Arbeit abverlangen werden.
img_2573
Das Sahnehäubchen für alle Tagora-Enthusiasten aber ist der wohl weltweit einzige noch existierende… Polizei-Tagora!
img_2574
Den äußerlich neutralen GLS hat er vom Polizeiposten hoch oben in Kirkenes gekauft und der wird in absehbarer Zeit seine Blaulichter hinterm Kühlergrill aufblitzen lassen.
img_2571_600

img_2576_600

img_2572
Es gibt noch eine Reihe von anderen Fahrzeugen, die alle auf ihre Restaurierung warten, das ist lt. Hans Otto etwas für die kälteren Monate. Wir sind gespannt und werden sicher von Zeit zu Zeit mal berichten können.

Den Anhänger übrigens brauchte ich nicht mal mehr entladen: Hans Otto hat ihn direkt gekauft :-). Zudem luden er und Frau Ellen mich zum Übernachten ein; dort oben in den Bergen wars still wie ich es schon lange nicht mehr erlebt habe, einfach herrlich!
Auch die Rückreise über Oslo, Göteborg, Malmö, Kopenhagen hatte natürlich noch ein paar Auto-Highlights parat: Am „hill run“ für Hot Rods in Udevalla wollte ich nicht stoppen, aber in Kopenhagen erwischte ich mit Wittrup´s ein lupenreines 50er-Jahre-Motel, mit Sallie´s das älteste Diner Dänemarks
img_3681_600.
und als I-Tüpfelchen für V8-Liebhaber das US-car-Treffen „viking run“ in Roskilde, für den ich meine Abreise gleich um ein paar Stunden verschoben habe.
img_2591_600img_2597_600img_2598_600img_2607_600
In Travemünde dann liess sich noch kurz für einen Tag die Queen Elizabeth sehen,
img_2663_600
aber danach gings wieder zurück in den tiefen heißen Süden.

Ja, 4.381 km sind für viele sicher sehr weit, für uns sind sie das Salz in der Auto-Suppe.

Und gestern erfuhr ich, einer meiner Neffen plant seine Hochzeit 2019 in…Ulan Bator!
Peter, ich glaube, wir brauchen ein Auto!!!

Fin de l´episode Tagora...

Vicco von Bülow alias Loriot hätte sicher seine helle Freude gehabt an unserer Neuinterpretation seiner Mops-Philosophie: „Ein Leben ohne Tagora ist möglich, aber sinnlos.“  Nun denn, wir wollen es ab sofort trotzdem mal versuchen und haben unserem Fuhrpark eine radikale Verschlankungs-Kur verschrieben. Kürzlich wanderte ja bereits Theo, unser goldener GLS in die Schweiz ab. Nun zog es auch unsere beiden übrigen Tagora in die Ferne außerhalb der EU-Grenzen: Pfingstmontag fand am Zoll im Hafen von Oslo die finale Übergabe unserer zwei (vorläufig) letzten Nestflüchter statt.
showtime_2_x_sx_600_02
© Copyright Andreas Beyer.

Sowohl der silberne SX als auch Paul alias DININ-SX cruisen ab sofort im Land der Elche und Blockhäuser …in Norwegen! Und natürlich (ihr kennt uns mittlerweile gut genug) haben wir es uns nicht nehmen lassen, die beiden beim neuen Besitzer persönlich vorbeizubringen, quasi Verkauf mit Platzkontrolle: Wir haben sie auf eigener Achse in den hohen Norden gefahren und abgeliefert. Ein ausführlicher Reisebericht folgt.

Liebe Tagoristi, ganz egal, ob das nun ein vorläufiges oder ein endgültiges Ende der Episode Tagora bei den alten Franzosen ist: Auf jeden Fall schreiben wir uns auf die Fahne, das Bewusstsein für eines der meist unterschätzten französischen Autos geschärft zu haben. Und selbstverständlich begleiten wir auch weiterhin sämtliche Aktivitäten rund um den Talbot Tagora, freuen uns schon auf Eure weiteren Aktionen.

Peter & Michael